Heute ist es schon zwei Jahre her, dass du abgestürzt bist, um dein Leben gekämpft und den Kampf leider verloren hast. Wir waren alle schockiert, gelähmt, unfassbar traurig. Ich fragte mich, wie das Leben ohne dich wohl aussehen würde. Werde ich es je wirklich realisieren, dass du nicht mehr da bist? Werde ich meine Unbeschwertheit und Fröhlichkeit verlieren? Werde ich die Unfallbilder irgendwann aus meinem Kopf bekommen? Werde ich jeden Tag für den Rest meines Lebens traurig sein? Werden meine Geschwister das verkraften? Wie kann ich meiner noch ungeborenen Tochter so von dir erzählen, dass ich dir, deinem Leben und Wesen gerecht werde?
Zwei Jahre später kann ich sagen, dass du immer noch wahnsinnig fehlst!
Deinen Tod habe ich mittlerweile realisiert. Und trotzdem fühlt es sich manchmal so an, als wärst du einfach auf einer sehr langen Geschäftsreise und als könntest du jederzeit einfach mal wieder anrufen. Meine Fröhlichkeit habe ich nicht verloren (Gott sei Dank!). Vielleicht bin ich nicht mehr ganz so unbeschwert, aber fröhlich. An den Unfall an sich denke ich noch ziemlich oft. Eigentlich jedes Mal, wenn ich ein kleines Flugzeug am Himmel sehe. Dann schicke ein Stoßgebet zum Himmel, dass der Pilot doch bitte gut nach Hause komme. Ich bin nicht mehr jeden Tag traurig, aber es gibt viele Momente, in denen ich traurig bin. Vor allem, wenn ich dir mitteilen möchte, dass deine Enkeltochter die ersten Schritte gemacht hat, Wiener Würstchen genau so gerne mag wie du, dass sie ein Foto von dir sieht und strahlt, dass sie jedem Flugzeug ganz aufgeregt hinterher schaut, dass eines ihrer Lieblingsworte „Auto“ ist (neben „Wurst“ und „Fleisch“). All das hätte dich sicherlich zum Lachen gebracht und bestimmt auch stolz gemacht.
Es ist zwar unendlich schade, dass du deine Enkeltochter, auf die du dich sehr gefreut hast, auf dieser Erde nicht kennenlernen wirst und dass du noch so viele Ereignisse verpassen wirst, aber es tut auch gut zu wissen, dass dir dort, wo du bist, nichts fehlt.
Du fehlst nur uns hier auf der Erde.
Doch so sehr du uns allen auch fehlst, du hast deine 57 Jahre gut genutzt. Du warst das beste Beispiel dafür, nichts für „irgendwann mal“ aufzuheben, sondern Dinge direkt anzupacken und Träume zu realisieren. Es gibt so viele Dinge, die wir von dir lernen konnten, dass ich sie gar nicht alle hier aufzählen kann. Zum Beispiel, dass man manchmal hart für seine Ziele arbeiten muss. (Dein Tage müssen oft mehr als 24 Stunden gehabt haben.) Wie wichtig Familie und Freunde sind. (Du warst wirklich ein unglaublich gutes Bindeglied.) Dass es okay ist, laut zu singen und manchmal vielleicht aufzufallen. (Auch wenn uns Kindern das manchmal peinlich war, dass du der lauteste warst in der Kirche oder auf dem Fußballplatz ;-)). Dass die Welt ein wunderschöner Ort ist und es sich lohnt, sie zu entdecken. Dass man seine Gaben und Talente einsetzt und dass das Leben schöner ist, wenn man viel lacht, manchmal auch über sich selbst!
Ich wünsche mir, dass ich „irgendwann mal“ sagen kann: Gut, dass ich nicht bis irgendwann mal gewartet habe, sondern meine Träume realisiert und wirklich gelebt habe. So wie du, Papa.
Pingback: 10 Jahre Du & Ich – Me and my HAUS
Pingback: Blumensträuße und Bofrost-Eis | Erinnerungen an meine Großeltern – Me and my HAUS